Die Durchstrahlungsprüfung, oft als Röntgenprüfung bezeichnet, ist ein bildgebendes Prüfverfahren, das Informationen zu der inneren Beschaffenheit eines Bauteils liefert. So können beispielsweise Poren oder Risse detektiert werden. Die Art der Ungänze, also ob eine Pore, eine Schlacke oder ein Bindefehler vorliegt, lässt sich üblicherweise mittels Durchstrahlungsprüfung bestimmen. Hier ergibt sich ein Vorteil gegenüber der Ultraschallprüfung, die die gefundenen Anzeigen nach deren Reflexionseigenschaften beurteilt.
Oft werden Durchstrahlungsprüfungen von Dienstleistern durchgeführt, so dass dem Auftraggeber die Aufgabe zufällt, die angefertigten Durchstrahlungsfilme zu beurteilen. Filmauswertelehrgänge (RT2.FI) versetzen den Teilnehmer in die Lage, entsprechende Filme normgerecht zu bewerten. Die Lehrgangsdauer eines Auswertelehrgangs ist gegenüber dem regulären RT2-Lehrgang erheblich verkürzt auf sieben Tage Unterricht. Der Filmauswertelehrgang bezieht sich ausschließlich auf die Bewertung von Schweißverbindungen.
In einem Stufe 1-Lehrgang erarbeiten sich die Teilnehmer die Kenntnisse, radiografische Filme selbst anzufertigen. Der Umgang mit der Röntgenröhre und dem radioaktiven Präparat wird in diesem Lehrgang erlernt.
Der Stufe 2-Lehrgang auf dem Gebiet der Radiografie vermittelt dem Teilnehmer weiterführende Kenntnisse zu einer normkonformen Auswertung von Durchstrahlungsaufnahmen. Weiterhin wird die Erstellung von Prüfanweisungen behandelt.
Die Stufe 1 und Stufe 2-Lehrgänge beinhalten die Industriesektoren „Gussstücke (c)“, „Schmiedestücke (f)“, „geschweißte Produkte (w)“, „Rohre und Rohrleitungen (t)“ sowie „Walzprodukte (wp)“.
Neben der „klassischen“ Durchstrahlungsprüfung mittels Filmen, setzt sich zunehmend die digitale Technik mittels Röntgenbildverstärker durch. Die Arbeit mit derartigen Radioskopieanlagen wird in den Lehrgängen DR1 und DR2 erlernt.
ISO 9712 unterscheidet drei Qualifizierungsstufen mit unterschiedlichen Aufgabenbereichen. Nach Autorisierung durch den Arbeitgeber darf Personal der Stufe 1 das Prüfverfahren durchführen und die Prüfergebnisse protokollieren. Der Lehrgang der Stufe 1 beschäftigt sich mit der normgerechten Durchführung der Durchstrahlungsprüfung.
Nach einer Zertifizierung auf dem Gebiet der Filmauswertung (RT2.FI) darf der Kandidat durch seinen Arbeitgeber dazu autorisiert werden, eigenständig radiografische Filme von Schweißverbindungen auszuwerten.
Besteht die Erfordernis, Prüfanweisungen zu erstellen und Filme unterschiedlicher Produktsektoren (Gussstücke, Schweißnähte) zu bewerten, so wird dieses in dem RT2-Lehrgang vermittelt.
Personal der Stufe 3 kann die Tätigkeiten der Stufe 2 wahrnehmen und das anzuwendende Prüfverfahren auswählen. Eine weitere Aufgabe von Stufe 3-Personal ist das Erstellen von Verfahrensbeschreibungen, auf deren Basis das Stufe 2-Personal arbeiten kann. Das Stufe 3-Personal darf die volle Verantwortung für eine Prüfeinrichtung übernehmen.
Der Lehrgang der Stufe 1 vermittelt die physikalischen Grundlagen des Prüfverfahrens. Die Einflussfaktoren auf die Qualität der Durchstrahlungsaufnahme werden erlernt. Das Arbeiten mittels Röntgenröhre und Gammastrahlengerät ist fester Bestandteil des Unterrichts und wird in Praxisphasen eingeübt. Die normgerechte Protokollierung und die korrekte Filmverarbeitung sind weitere wichtige Bestandteile des Unterrichts. Die Arbeit nach vorgegebenen Prüfanweisungen wird erläutert.
In der Stufe 2 werden die physikalischen Grundlagen des Prüfverfahrens vertieft und die normgerechte Bewertung von Durchstrahlungsfilmen von Schweißverbindungen und Gussstücken wird erlernt. Weiterhin werden Prüfanweisungen auf Grundlage aktueller Regelwerke entwickelt.
Kandidaten, die sich auf die Auswertung radiografischer Filme von Schweißverbindungen konzentrieren möchten, können dieses in den Auswertelehrgängen erlernen. Hier werden die relevanten physikalischen Grundlagen vermittelt, so dass der Teilnehmer die Anforderungen aus den Regelwerken versteht und diese überprüfen kann.
Den Kandidaten der Stufe 3 werden die physikalischen Grundlagen in größerer Tiefe vermittelt. Die Umsetzung des Prüfverfahrens für spezielle Produkte wird in Form von Verfahrensbeschreibungen erarbeitet. Hierbei fließen die Erfordernisse seitens der Regelwerke ein. Der Kurs ist multisektoriell gestaltet, so dass die unterschiedlichen Gegebenheiten bei der Durchstrahlungsprüfung von Gussteilen und Schweißverbindungen verdeutlicht werden.
Den Teilnehmern der Kurse DR1 oder DR2 werden die physikalischen Gegebenheiten von Radioskopieanlagen erläutert. Die zugrundeliegenden Regelwerke werden erklärt. Das praktische Arbeiten mit der Radioskopieanlage wird eingeübt. Weiterhin erlernt der Teilnehmer den Umgang mit Software zur Auswertung der Prüfergebnisse.
Als Zugangsvoraussetzung für den Lehrgang wird der Abschluss in einem metallverarbeitenden Beruf empfohlen.
Voraussetzung zu der Prüfung ist die Bestätigung der erforderlichen Sehfähigkeit:
Für die Zulassung zu einer Qualifizierungsprüfung ist der Nachweis industrieller Erfahrungszeit nicht erforderlich.
Die Zertifizierung nach der erfolgreichen Qualifizierungsprüfung erfordert den Nachweis des Sehvermögens und eine industrielle Erfahrung mit dem Prüfverfahren. Sie können diese Erfahrung innerhalb von fünf Jahren nach Ihrer Prüfung sammeln für den Fall, dass Sie diese noch nicht vorliegt. Bitte bestätigen Sie Ihre industrielle Erfahrung auf dem Zertifizierungsantrag über Ihren Arbeitgeber.
Zur Erlangung der Stufe 1 in dem Prüfverfahren RT-F (radiografische Prüfung mittels Film) beträgt die industrielle Erfahrung 45 Tage.
Zur Erlangung der Stufe 2 in dem Prüfverfahren RT-F (radiografische Prüfung mittels Film) beträgt die industrielle Erfahrung 135 Tage.
Zur Erlangung der Stufe 2 in dem Verfahren RT-F.FI (Filmauswertung) beträgt die industrielle Erfahrung 90 Tage.
Die Qualifizierungsprüfung wird durch die Personenzertifizierstelle des TÜV NORD durchgeführt. Üblicherweise reicht der Teilnehmer im Anschluss an seine Prüfung einen Zertifizierungsantrag ein, so dass er ein entsprechendes Zertifikat erhält. Die Zertifikate des TÜV NORD sind DAKKS-akkreditiert und decken bei Belegung eines RT2.FI- Lehrganges den Produktsektor Schweißverbindungen ab. Bei Belegung eines RT1- oder RT2-Lehrganges werden die Produktsektoren „Gussstücke (c)“ und „geschweißte Produkte (w) abgedeckt. Die Lehrgänge und deren Prüfungen erfüllen die Erfordernisse der Druckgeräterichtlinie.
Nach einer Gültigkeitsperiode des Zertifikates von 5 Jahren ist eine Erneuerung bei der Personenzertifizierstelle des TÜV NORD zu beantragen. Hierbei ist durch den Arbeitgeber zu bestätigen, dass eine fortgesetzte Tätigkeit des Kandidaten vorgelegen hat. Die Erneuerung ist mit einer Erneuerungsprüfung verbunden.
Die Rezertifizierung in der Stufe 2, die nach weiteren 5 Jahren ansteht, ist mit einer Rezertifizierungsprüfung verbunden. In der Rezertifizierungsprüfung sind ausgewählte Prüfstücke praktisch zu prüfen, die Prüfergebnisse sind zu protokollieren und in der Stufe 2 ist eine Prüfanweisung zu erstellen. Üblicherweise belegt der Kandidat im Vorfeld einen Rezertifizierungslehrgang, um sich mit den evtl. überarbeiteten Regelwerken und der Erstellung der Prüfanweisung vertraut zu machen.
Für Gruppen ab fünf Teilnehmern bieten wir Ihnen auch gerne unsere Schulungen in Ihrem Unternehmen an. Bei einer solchen Inhouse-Schulungen können wir gezielt auf Ihre Produkte und speziellen Anforderungen eingehen. Für Prüfstücke und Prüfgeräte sorgen wir. Bitte organisieren Sie einen Raum für den theoretischen Unterricht und evtl. einen separaten Raum für die Durchführung der praktischen Übungen.
Gerne erstellen wir Ihnen ein Angebot für Ihre maßgeschneiderte Weiterbildung.